Wie viel Wasser braucht man für die Gartenbewässerung? Mit Rechenbeispielen

Regenwasser zu speichern ist sinnvoll. Die meisten Gartenbesitzer tun das schon. Aber wie viel Wasser braucht man, wenn man auch in Trockenperioden nur Regenwasser zur Bewässerung verwenden möchte? Erstaunlich viel Wasser. Wie man das ausrechnet.
Regenwasser läuft aus einem Fallrohr in eine Wassertonne
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11 Minuten
Astrid Kurbjuweit
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Wer einen Garten hat, möchte, dass alles immer schön grün ist. Dazu braucht es Wasser.

Wasser wird zunehmend teurer, zeitweilig auch knapper. Gleichzeitig werden Trockenperioden länger, man braucht also immer mehr Wasser für den Garten.

Da es insgesamt kaum weniger regnet, liegt es nahe, Regenwasser zu speichern, um dann in den trockenen Zeiten im Sommer den Garten bewässern zu können.

Aber wie viel Wasser braucht man, um so eine Trockenperiode zu überstehen?

Regenwasser für den Garten speichern: Warum es sinnvoll ist, die benötigte Menge zu berechnen

Eine Regentonne hat fast jeder, der einen Garten hat. Aber die meisten haben es schon gemerkt: Wenn der Regen über längere Zeit ausbleibt, kommt man mit der einen Tonne nicht weit.

Und wenn es dann regnet, dann kommt gleich so viel runter, dass man viele Tonnen füllen könnte. Aber wie viele sind sinnvoll? Wie viel Wasser braucht man, um den Garten gut über den Sommer zu bewässern?

Man kann es nicht exakt vorhersagen, aber es gibt eine Reihe von Faktoren, von denen der Wasserbedarf des Gartens abhängt.

Man kann also mal rechnen, und dann gucken, ob man sich so viele oder so große Tonnen hinstellen will, oder ob man doch einfach riskiert, mit Leitungswasser, oder auch mal gar nicht, zu bewässern.

Da Leitungswasser zunehmend teurer wird, kann man die Kosten für Regenwasserspeicher in recht kurzer Zeit wieder reinbekommen.

Und man kann das Risiko vermeiden, dass Gartenbewässerung unter Umständen aufgrund von Wasserknappheit verboten wird und dann kostbare Pflanzen vertrocknen.

Wovon hängt der Wasserbedarf jetzt ab?

Wasserbedarf im Garten: wichtige Faktoren

Wenn man den Wasserbedarf des Gartens berechnen möchte, kann oder sollte man folgende Einflussgrößen beachten:

  • Die Gartengröße
  • Die Art der Bepflanzung
  • Das regionale und kleinräumige Klima
  • Die Bodenart
  • Die Bewässerungsart

Es ist trivial, dass ein größerer Garten mehr Wasser braucht als ein kleinerer. Die benötigten Wassermengen werden deshalb immer pro Quadratmeter berechnet.

Die Art der Bepflanzung spielt eine erhebliche Rolle. Wer einen Gemüsegarten hat, braucht sehr viel mehr Wasser, als wer nur Büsche und Sträucher hat.

Das regionale Klima wird oft vergessen. Es macht einen Unterschied, ob der Garten an einem Nord- oder Südhang liegt, ob auf einem Berg oder Hügel, oder im Tal, in Gewässernähe.

Das kleinräumige Klima bezieht sich auf Fragen wie, ob der Garten vielleicht frei am Rande der Bebauung liegt, den ganzen Tag Sonne und Wind abbekommt, oder ob er vielleicht mitten in einem Wohngebiet gut vor Wind geschützt, aber auch schattig liegt.

Man kann das kleinräumige Klima verändern, indem man zum Beispiel eine Hecke pflanzt und damit Windgeschwindigkeiten abbremst.

Die Bodenart macht einen großen Unterschied beim Wasserbedarf. Schwerer Lehm wird von Gärtnern oft verflucht, aber er speichert Wasser über lange Zeit.

Allerdings sollte man ihn auch nicht ganz austrocknen lassen, denn dann wird er steinhart, und Regen fließt oberflächlich ab, statt in den Boden zu sickern.

Sandboden auf der anderen Seite ist einfacher zu bearbeiten, speichert aber kaum Wasser, muss sehr oft gegossen werden.

Überschüssiges Wasser aus starken Regenfällen wird nicht oder kaum im Sandboden gespeichert, sondern versickert gleich in tiefe Bodenschichten, wo es für die Pflanzen nicht mehr verfügbar ist.

Die Art der Bewässerung hat einen großen Einfluss auf den Wasserbedarf. Der klassische Rasensprenger verbraucht sehr viel Wasser, das immer nur zu einem Teil an den Wurzeln der Pflanzen ankommt.

Mit der Gießkanne ist man sehr viel sparsamer, allerdings hängt es von der Gartengröße ab, ob diese Methode für den ganzen Garten realisierbar ist.

Eine Tröpfchenbewässerung ist sehr sparsam, aber aufwendig in der Installation.

Und dann hängt der Wasserbedarf noch von den Vorstellungen ab, die man als Gartenbesitzer so hat. Muss der Rasen den ganzen Sommer über saftig grün sein, oder darf er auch mal braun werden? Muss die Hecke in maximaler Geschwindigkeit wachsen, oder geht es auch mal langsamer, mit weniger Wasser?

Für alle diese Faktoren sollte man sich überlegen, wie es bei einem selbst aussieht. Es gibt große Unterschiede, und deshalb auch keine für alle gültige Literzahl, die die Wasserspeicher fassen sollten.

Berechnung des Wasserbedarfs: Zahlen

Der Wasserbedarf der Pflanzen ist grundsätzlich nicht von der Bodenart abhängig. Aber wenn es regnet, speichern schwere Böden mehr Wasser, man braucht also erst nach längerer Pause anfangen mit der Bewässerung.

Die Wassermenge, die man für Bewässerung vorhalten muss, ist also doch unterschiedlich, abhängig von der Bodenart.

Der Wasserbedarf hängt dagegen wesentlich von der Art der Bepflanzung ab.

Rasen: Wasserbedarf

Rasen braucht ca. 20 Liter Wasser pro Quadratmeter und Woche. Bei schwerem Boden, Lehm oder Ton, kann man das alles auf einmal gießen. Bei Sandboden verteilt man es besser auf zweimal gießen, da das Wasser sonst in der Tiefe versickert.

Tatsächlich macht die Bodenart aber einen deutlichen Unterschied bei der benötigten Wassermenge. Während Rasen auf Sandboden schon bewässert werden muss, wenn es mal drei Tage nicht regnet, übersteht er auf schwerem Boden auch mal zwei Wochen (oder sogar länger, je nach Lage und Temperatur/Wind) ohne zusätzliche Wassergabe.

Bei langanhaltenden Trockenperioden spielt der Unterschied dann kaum noch eine Rolle.

Gemüsegarten: Wasserbedarf

Beim Gemüsegarten hängt der Wasserbedarf stark davon ab, wie man den Garten bewirtschaftet. Unter einer dicken Mulchdecke verdunstet kaum Wasser, was den Bedarf deutlich senken kann.

Im Sommer, wenn Sonne und Wind den Boden austrocknen und gleichzeitig die Gemüsepflanzen in der Wachstumsphase sind und eventuell Früchte ausbilden, kann der Gemüsegarten bis zu 30 Liter Wasser pro Quadratmeter in der Woche brauchen.

Das ist genau die Zeit, in der Trockenperioden am wahrscheinlichsten sind.

Im Frühjahr brauchen die noch kleinen Gemüsepflänzchen weniger Wasser. Aber unter 10 Liter pro Quadratmeter und Woche sind nicht zu erwarten.

Saatreihen müssen gegossen werden, sobald der Boden auch nur oberflächlich trocken wird, sonst keimen die Samen nicht.

Stauden und Sträucher: Wasserbedarf

Der Wasserbedarf dieser Pflanzen kann sehr unterschiedlich sein. Manche Pflanzen sind an Trockenheit angepasst, andere brauchen viel Wasser.  Als Faustregel kann man bei Stauden und (kleineren) Sträuchern von 10 bis 15 Litern Wasserbedarf pro Quadratmeter und Woche ausgehen.

Sehr große Sträucher können dann unter Umständen auch eher wie Bäume behandelt werden, was den Wasserbedarf angeht.

Bäume und Obstbäume: Wasserbedarf

Bei Bäumen hängt der Wasserbedarf wesentlich davon ab, wie gut sie verwurzelt sind. Bäume mit tiefreichenden Wurzeln gelangen oft noch an Grundwasser, wenn die Oberfläche bereits komplett ausgetrocknet ist.

Das hängt allerdings vom Standort und der Grundwassertiefe ab. In städtischen Gebieten muss man davon ausgehen, dass Grundwasser nur in großer Tiefe vorhanden ist, so dass es für die meisten Bäume nicht erreichbar ist.

Aber auch in eher ländlicher Umgebung sinkt der Grundwasserspiegel in längeren Trockenperioden ab.

Bäume müssen also nur selten bewässert werden. Wenn das Wasser im Boden dann allerdings aufgebraucht ist, dann brauchen sie sehr viel Wasser.

Man kann für einen durchschnittlichen Obstbaum mit ca. 50 bis 100 Litern Wasser pro Woche rechnen, wenn er noch Ertrag bringen soll.

Andere Bäume können unter Umständen mit weniger Wasser auskommen, aber es hängt auch von der Art der Verwurzelung (Flachwurzler, Tiefwurzler) ab, und natürlich von der Größe des Baumes.

Berechnung des Wasserbedarfs: Formel

Für die Berechnung des tatsächlichen Wasserbedarfs pro Woche kann man jetzt also die Fläche im Garten, die mit der jeweiligen Pflanzenart bepflanzt ist, mit dem jeweils angegebenen Wasserbedarf multiplizieren.

Die einzelnen Teilergebnisse addiert man dann und bekommt den wöchentlichen Wasserbedarf des eigenen Gartens.

Beispielberechnung für den wöchentlichen Wasserbedarf

Ein Garten von 300 Quadratmeter hat eine Rasenfläche von 100 Quadratmetern und einen Gemüsegarten von 50 Quadratmetern. Es gibt zwei kleinere Obstbäume, der Rest der Fläche ist mit Sträuchern und Stauden, Heckenpflanzen bewachsen.

Dann ergibt sich ein Wasserbedarf von 100 x 20 Liter Wasser pro Woche für den Rasen, also 2.000 Liter.

Der Gemüsegarten braucht 50 x 30 Liter Wasser, also 1.500 Liter.

Die beiden Obstbäume brauchen 2 x 50 Liter Wasser, also 100 Liter.

Der Rest der Fläche, also ca. 100 Quadratmeter, hat mit Sträuchern, Stauden und Heckenpflanzen einen Bedarf von 100 x 15 Liter Wasser, also 1.500 Liter.

Dieser kleine Garten hat also einen Wasserbedarf von geschätzt 2000 + 1500 + 100 + 1500 = 5.100 Liter Wasser in der Woche.

Die Zahl ist tatsächlich so hoch. Allerdings wird der Garten den größten Teil des Sommers viel Wasser aus der natürlich vorhandenen Bodenfeuchtigkeit ziehen.

Der hohe Wert bezieht sich also auf Trockenperioden, in denen die Bodenfeuchte aufgebraucht ist, man den Garten also tatsächlich bewässern muss, damit er nicht vertrocknet.

Mit 5100 Litern Wasser kann man den Garten eine Woche lang perfekt bewässern, wenn es nicht regnet und die Bodenfeuchtigkeit aufgebraucht ist.

Für den größten Teil der Zeit gibt es immer noch eine Rest-Bodenfeuchte, aus der tiefwurzelnde Sträucher und Bäume ihren Wasserbedarf zumindest teilweise decken können. Meistens wird man also nicht ganz so viel Wasser brauchen.

Das ist allerdings noch nicht die Wassermenge, die man in Regentonnen vorhalten muss. Um diese Wassermenge zu berechnen, muss man die Dauer der zu erwartenden Trockenperiode schätzen.

Trockenperiode schätzen für Wasserbedarf

Wenn man ausgerechnet hat, wie viel Wasser man pro Woche benötigt, um den Garten zu bewässern, dann braucht man noch die Anzahl der Wochen, die es vermutlich nicht regnen wird, um den tatsächlichen Wasserbedarf zu berechnen.

Wenn man davon ausgeht, dass es nur eine Woche lang nicht regnen wird, dann kommt man mit 5000 Litern Wasser hin.

Echte Trockenperioden dauern aber meistens länger. Und es gibt die Vermutung, dass sie durch den Klimawandel auch immer noch länger werden könnten.

Sicher ist, dass die Temperaturen durch den Klimawandel steigen. Dadurch steigt auch die Verdunstung, was zu einem erhöhten Wasserbedarf führt.

Klimadaten in die Berechnungen einbeziehen

Die klimatischen Veränderungen durch den Klimawandel sind regional sehr unterschiedlich. Wer es genauer wissen möchte, kann sich Zahlen angucken, die vom Deutschen Wetterdienst veröffentlicht werden.

Wenn man die Webseite Zeitreihen und Trends aufruft, sieht man zuerst die Temperaturveränderungen. Der Klimawandel ist Fakt. So sieht das aus.

Für den Garten bedeutet das höhere Verdunstung, also auch höheren Wasserbedarf.

Diese Zahlen gibt es dann für verschiedene Regionen in Deutschland, das kann man in der obersten Zeile des Diagramms, etwa in der Mitte, einstellen. Es ist nicht überall gleich.

Wenn man seine Region gefunden hat, kann man weiter nach Niederschlag, Tagen mit viel Niederschlag (RR > 20), Sonnenschein und weiteren Parametern gucken. Die Einstellung ist in der obersten Zeile ganz links.

Wenn man möchte, kann man noch in der unteren Zeile, also unter dem Diagramm, einstellen, dass man doch lieber eine Tabelle hätte. Dort sieht man dann die gleichen Daten in Tabellenform, mit absoluten Werten.

Man kann viel Zeit über diesen Daten verbringen. Die Kurzform ist, dass wir wissen, dass es immer wärmer wird, und dass Niederschlag seltener, dafür aber heftiger wird. Mit regionalen Unterschieden.

Für die Wasserspeicher bedeutet das, dass heutige Schätzungen schon morgen zu niedrig liegen können. Dass man also schon in naher Zukunft unter Umständen sehr viel mehr Wasser wird speichern müssen, um Trockenperioden zu überstehen.

Es bedeutet aber auch, dass das Wasser durchaus noch vom Himmel fallen wird, nur eben wenn, dann gleich in richtig großen Mengen.

Inwieweit man das in seine eigenen Berechnungen einfließen lässt, bleibt jedem selbst überlassen. Und die Ergebnisse sind unterschiedlich, je nach Region.

Die weitere Beispiel-Berechnung geht also von den Durchschnittswerten aus.

Wenn man also zum Beispiel pro Woche mit 5000 Litern Wasser rechnet und für eine mögliche Trockenperiode von sechs Wochen vorsorgen möchte, dann braucht man 30.000 Liter Wasser.

Für größere Gärten wird das schnell noch viel mehr sein.

Es ist also richtig viel. Mit einer kleinen Regentonne ist es nicht getan.

Wohin mit dem vielen Wasser?

30.000 Liter Wasser, das sind zum Beispiel 30 1.000 Liter Container. Man hat jetzt mehrere Möglichkeiten, was man mit dieser Zahl macht.

Man kann

  • 30 große Wassercontainer kaufen
  • Eine unterirdische Zisterne einbauen
  • den Garten mulchen (senkt die Verdunstung deutlich)
  • Eine Bewässerungsanlage mit Tropfbewässerung einplanen (senkt den Wasserbedarf deutlich)
  • Für Windschutz sorgen (vermindert Verdunstung)
  • Für Schatten sorgen (vermindert Wasserbedarf und Verdunstung)
  • Die eigenen Ansprüche überdenken (z. B. Rasen wird braun, wenn er nicht gewässert wird, aber wieder grün, wenn es nochmal regnet)
  • Bei Neuanpflanzungen trockenresistente Pflanzen nehmen
  • Einfach Leitungswasser nehmen, egal was ist.

In der Praxis wird es wahrscheinlich auf eine Kombination von mehreren dieser Maßnahmen hinauslaufen.

Fazit

Wenn man mal berechnet, wie viel Wasser so ein Garten tatsächlich benötigt, dann wird einem oft klar, dass man die Menge bisher deutlich unterschätzt hatte. Man braucht richtig viel Wasser im Garten.

Wenn man die (geschätzten) Zahlen dann kennt, dann kann man weiter überlegen, was man damit macht. Man kann einfach Speicherkapazität für Wasser anlegen, das ist eine Lösung, aber man kann auch darüber nachdenken, wie man den Wasserbedarf des Gartens senken kann.

Für beide Möglichkeiten erscheinen demnächst Artikel auf dieser Seite. Bleib dran!

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